Des sama mia!
„Oana wia koana“ – „Einer wie keiner“, so könnte der Leitspruch für Elektro Eisenreich in Bad Birnbach lauten.
Claus Eisenreich ist eine Marke. Ein Rottaler aus Leidenschaft und Birnbacher mit Herz und Blut.
Genauso hat er sich auch seinen Elektrofachbetrieb und den zugehörigen Elektrofachhandel mit seinen beiden Mädels, Ehefrau Luise und Tochter Nadine, aufgebaut.
Regional, traditionell, familiär, bodenständig, ehrlich und immer mit dem gewissen Etwas.
Interview
Wenn euere Familie eine Musikband wäre, welche wäre sie dann?
Claus: ACDC (lacht)
Luise: Bruce Springsteen (deutet auf Claus) – the Boss!
Claus: Ja, da muss sich was rühren. Das darf nicht zu still sein. Blasmusik ist auch schön, keine Frage. Das ist super schön, wenn die Stimmung passt, Bier dazu und Brotzeit, und wenn im Hintergrund die Musik spielt, da kann man gut sitzen, das ist auch schön.
Welches Elektrogerät wäre euer Betrieb?
Claus: Eine große Waschmaschine, alles kommt rein und wenn es sauber ist, kommt es wieder raus.
Luise: Und manchmal bleibt eine Socke drin hängen.
Alle lachen
Claus: Ja genau!
Wie würdet ihr euer Geschäft in drei Worten beschreiben?
Claus: Geil
Nadine: Familiär
Luise: Traditionell
Welche Überzeugungen und Werte stehen hinter euerem Betrieb und euerer Arbeit?
Luise: Vertrauen und Zufriedenheit der Kunden.
Claus: Bester Service.
Nadine: Ein gutes Team.
Claus: Wir sind immer kundenfreundlich und bauen die Beziehungen auf Ehrlichkeit auf. Das ist eigentlich das A und O der ganzen Arbeit – ehrlich zueinander sein, auch wenn mal was passiert. Dann kann man da auch drüber reden. Also ehrlich und aufrichtig zueinander sein, das ist uns wichtig. Zu dem stehen, was man sagt.
Luise: Und wenn es mal ist, dann auch Fehler eingestehen.
Warum habt ihr ein Motorrad auf dem Dach eueres Geschäfts?
Claus: Ich bin bei den Motorradfahrern „Se Schrottis“ dabei, die sind aus Kindlbach und da bin ich das älteste Mitglied, ist ja klar… Und die haben mir zum 50. Geburtstag das Motorrad zusammengebastelt, wie bei Easy Rider – oder wie heißt der Zeichentrickfilm?
Nadine: Werner beinhart!
Claus: Ja genau, wie bei Werner beinhart, und mit dem Motorrad muss ich auch fahren, haben sie damals gesagt. Und dann bin ich an meinem 50. zum Sportplatz gefahren unter Flutlicht. Alle sind hingefallen, nur ich nicht – anscheinend, weil ich Alkohol hatte. Und dann haben sie gesagt, wenn ich das Motorrad nicht aufheben kann, dann muss ich es ihnen zurückgeben. Da ich keinen Platz gehabt habe – keine Garage oder ähnliches – haben wir gesagt, das hängen wir unters Dach, weil – die gebe ich nicht zurück, das ist eine Erinnerung. Jetzt hängt sie da schon 16 Jahre unterm Dach. An der Seite steht drauf „Suzuki TL 1000“, weil das mein Motorrad ist. Hinten drauf ist ein Fass Bier, aber das ist leer (lacht.)
Luise: Und von den Gästen wird das auch oft fotografiert und die nutzen es auch als Orientierungspunkt – dann heißt es: Ah, das Geschäft, bei dem das Motorrad auf dem Dach ist. Das ist schon bekannt und gehört zu uns dazu.
Wer sind euere Vorbilder?
Nadine: Wir sind unsere eigenen Vorbilder. Wir haben noch nie gesagt: Der macht das so, das machen wir auch. Wir gehen unseren eigenen Weg.
Claus: Ja, wir machen das selber und so wie wir es für richtig halten. Wir setzen uns zusammen und reden darüber, welchen Weg wir gehen. Wenn wir pushen, dann pushen wir. (Überlegt) Also ich hab ein Vorbild, das ist meine Frau.
Nadine und Luise lachen
Was bedeutet für euch Tradition?
Claus: Bodenständig, Niederbayer, Rottaler. Die Eltern hier geboren. Da kann man sich entwickeln und da ist es schön. Ich war heute bei einem gewissen Herrn Braun Bernhard, der nach Birnbach gezogen ist. Er ist jetzt seit drei Jahren hier. Er war Beamter in Mainz und hat immer gesagt: Wenn ich mal in Rente gehe, dann verkaufe ich alles und ziehe nach Bad Birnbach. Bei dem war ich gerade und er ist so glücklich. Er hat gesagt: Bad Birnbach ist so bodenständig und er hätte keinen besseren Ort finden können. Die Leute sind freundlich und das sind halt die Rottaler. Er identifiziert sich selbst schon als Rottaler und das sagt eigentlich alles.
Luise: Tradition heißt auch fortführen, was die Vorfahren – Claus’ Eltern – angefangen haben, aber natürlich immer mit der Weiterentwicklung im Blick.
Was bedeutet es für euch, mit der Zeit zu gehen?
Luise: Immer vorwärts und der Zukunft entgegen.
Claus: Hm… Ich denke Gegenwart ist Gegenwart. Morgen ist morgen. Heute ist heute, deswegen machen wir, was wir heute machen. (Lacht) Nein, das passt schon, wir machen halt nicht jeden Schmarrn mit.
Luise: Nein, aber wir bleiben auch nicht stehen. Weil, wie es heißt: Stillstand ist Rückschritt.
Was macht für euch aus einer Gruppe von Mitarbeitern ein Team?
Luise: Ich denke, dass die Chefleute das Zusammenführen sollen. Also dass man sagt: Wir sitzen alle in einem Boot, ich bin zwar der Steuermann, aber ihr seid… (Überlegt)
Claus: … der Motor und der Propeller (Lacht)
Luise: Ja genau! Also es muss halt alles passen und ein Miteinander sein. Man muss untereinander loyal sein und ehrlich. Wenn es Probleme gibt, muss man schauen, dass man das miteinander regelt.
Nadine: Wir haben unsere Feste im Team, wie zum Beispiel unsere Weihnachtsfeier und Betriebsfeiern. Viele unserer Mitarbeiter sind schon lange dabei. Wir haben welche, die seit über 35 Jahre bei uns sind.
Nadines Hunde sind immer mit dabei. Inwiefern gehören sie denn zum Geschäft, zur Familie und zum Team?
Claus: Ohne die ginge es nicht. Das sind unsere drei Jungs. Wenn sie mal ein paar Stunden nicht da sind, dann fragt jeder gleich wo sie sind. Das sind auch unsere Kinder.
Luise: Wir haben ja auch zwei Enkelkinder und wenn dann alle zusammen da sind – Enkel und Hunde – dann sind wir komplett.
Nadine: Dann ist auch immer ein richtiger Trubel.
Luise: Aber dann ist einfach alles beieinander und das ist das Schöne – das Familiäre. Unsere Enkelkinder wohnen ja auch nebenan, die sind auch jeden Tag da und wir freuen uns, wenn sie da sind. Die ältere Enkeltochter ist sowieso eins mit den Hunden, die gehören einfach dazu. Es ist zwar wie gesagt turbulent, aber das ist ja auch schön.
Nadine: Ja, die Hunde sind irgendwie meine Kinder sozusagen. Von dem her geht es nur mit! Überspitzt gesagt: Wenn sie nicht mehr kommen dürfen, dann kann ich auch nicht mehr kommen. Aber das wird sowieso nicht passieren.
Luise: Und wir haben ja auch schon Fotos gemacht mit unseren Hunden, als wir Installateure gesucht haben.
Nadine: Ja genau! Da waren sie Fotomodelle für die Anzeigen „Bei uns arbeitet schon jeder Hund“. Und dann haben sie ein Werkzeug ins Maul gekriegt.
Luise: Sie gehören zum Geschäft genauso dazu wie zur Familie.
Ihr seid seit Jahren auf dem Karpfhamer Fest aktiv. Was bedeutet das Karpfhamer für euch?
Claus: Da sind wir schon stolz, dass wir das so im Griff haben. Das macht unbändig Spaß da zu arbeiten. Es ist viel Stress, aber am Schönsten ist es, am ersten Tag, wenn das Fest losgeht. Dann ist der Stress weg – dann läuft’s. Bis dahin drehst du durch, aber dann, dann staubt’s!
Luise: Und du musst sagen, du machst das jetzt schon 50 Jahre!
Claus: Ja, letztes Jahr habe ich eine Ehrung vom Karpfhamer Fest bekommen.
Wie sieht dann so ein typischer Tag in der Vorbereitung auf das Fest aus?
Claus: Wir arbeiten schon hübsch vor. Wir haben ab März schon Karpfhamer Fest Vorbereitungen und planen schon. Richtig starten tun wir dann Mitte Juli. Da sind wir täglich unten am Festplatz, von morgens bis um 8 Uhr abends. Da sind wir toujours für vier Wochen dort. Anfangen tun wir alleine und dann steigert sich das. Am Ende sind wir dann fünf oder sechs Leute, die da permanent arbeiten.
Was macht das Karpfhamer zum Karpfhamer?
Claus: Oans wia koans.
Nadine: Das ist ja der Leitspruch vom Karpfhamer. Das ist was ganz Spezielles.
Claus: Das kann man gar nicht so beschreiben. Karpfham ist halt Karpfham. Das ist wie Weihnachten.
Nadine: Die haben ja auch wieder das Familiäre und das Traditionelle in ihrem Leitspruch. Deswegen passt das auch so gut zu uns. Es ist zwar das drittgrößte Volksfest in Bayern und doch kennst du jeden Aussteller. Das macht es glaub ich aus, dass es doch noch familiär ist – und klein, obwohl es riesig ist.
Claus: Es ist so wie unser Betrieb – oans wie koans. Wir haben unser Ding und sind wie kein anderer.
Luise: Den Leitspruch könnten wir für unser Geschäft auch nehmen. Oder besser: Oana wia koana.
An euerer Tür hing einmal am Samstag der Zettel „Heute wegen gestern geschlossen“. Was denkt ihr: Ist es wichtig, sich selbst manchmal nicht zu ernst und das Leben nicht zu schwer zu nehmen? Inwiefern gilt das auch für den Beruf?
Claus: Nein, also bei der Arbeit haben wir schon eine Richtung, eine scharfe. Also da machen wir nicht so larifari. Aber ansonsten: Wir sind glücklich, wir sind eine Familie, die gern lebt. Der Tag ist schön, die Nacht ist schön. Das darf man nicht zu kurz kommen lassen, nicht warten bis man 70 ist und dann erst sagen: Jetzt fangen wir mal an, dass es lustig und schön wird. Das ist es eigentlich – wir leben gerne und wir sind happy.
Nadine: Stimmt, also in der Arbeit machen wir nicht Halli Galli. Was heißt, wir sind schon locker und versuchen alles einfach zu halten und zu machen, aber natürlich sind wir da konzentrierter als in der Freizeit. Und wenn mal was schiefgeht, ist das auch keine Tragödie und dann wir nicht gleich a Fassl aufg’macht.
Wann wurde euer Unternehmen gegründet und in welcher Form? Wie hat es sich seit damals bis heute entwickelt?
Luise: Gegründet wurde 1949.
Claus: Damals von meinem Vater als Einzelunternehmen.
Nadine: Das ist es immer noch.
Claus: Und die Familie hat immer schon mitgearbeitet. Die ersten Mitarbeiter sind 1953 eingestellt worden. Danach war das ein Kommen und Gehen.
Luise: Dein Vater hat ja immer Lehrlinge eingestellt.
Claus: Ja, das stimmt. Er hat circa 90 Lehrlinge gehabt über die ganzen Jahre.
Luise: Er hat auch von der Handwerkskammer eine besondere Ehrung bekommen, weil er im Laufe seiner Zeit als Meister die meisten Auszubildenden gehabt hat. Und da hat er jedes Jahr immer ein paar gehabt. Die sind aber meistens nach der Ausbildung wieder gegangen. Und so sind über die Jahre 90 zusammengekommen.
Claus: Das haben wir auch beibehalten. Wir bilden immer noch viel aus.
Luise: Nicht mehr ganz so viel.
Nadine: Ja, weilst ja keine jungen Leute mehr kriegst.
Claus: Stimmt, alle gehen in die Schule. Eine Ausbildung machen die wenigsten.
Luise: Man muss sagen, Claus’ Vater hat mit einem kleinen Hüttal angefangen.
Nadine: Einem Garagal.
Luise: Genau, danach ist eine Halle dazugekommen und so ist der Betrieb immer wieder ein bisschen erweitert worden.
Claus: 1981 haben wir dann übernommen.
Luise: Da haben wir dann saniert – umgebaut und die Werkstatt neu gebaut und auch das Haus saniert. Im Laufe der Jahre ist dann der Garten dazugekommen. Und so haben wir über die Jahre immer wieder investiert.
Claus: Dann sind die Kinder dazugekommen. Und so hat sich das Geschäft und die Familie immer weiter vergrößert.
Luise und Claus lachen.
Luise: Vor zehn Jahren haben wir dann das Grundstück vom Nachbarn dazugekauft. Die Nadine ist in den Betrieb gekommen und dann haben wir nochmal erweitert.
Nadine: Genau, das ist jetzt auch nochmal eine zusätzliche Lagerfläche.
Was ist dir aus der Anfangszeit besonders im Gedächtnis geblieben, Claus?
Claus: Was mir in Erinnerung geblieben ist … Da war ich schon ausgelernt und war Geselle, da hat mir mein Papa vor allen Mitarbeitern eine Watsch’n gegeben, weil ich Mist gebaut hatte. Sowas vergisst man nicht. Aber so … (Überlegt) Mei, ich war ja nicht immer daheim. Ich war ja viel in Deutschland unterwegs und habe Kühlanlagen gemacht. Eigentlich wollte ich ja mal Koch werden. Aber als ich in die Berufsberatung gegangen bin und gesagt habe „Ich will Koch werden“, hieß es: Das kommt nicht in Frage. Der Vater hat ein Elektrogeschäft, du musst da miteinsteigen. Darum koch ich bis heute noch gern. Sonntags koch ich immer, das macht Spaß, lenkt mich ab und ist mein Ausgleich. Den brauch ich auch, weil meine Frauen so stressig sind.
Nadine: Deswegen sind meine drei Hunde auch Rüden.
Alle lachen.
Das erste Geschäft von Elektro Eisenreich bei der Eröffnung im Jahr 1949.
Karl Eisenreich sen. mit seiner Familie.
Welche Ausbildung habt ihr erhalten?
Claus: Ich hab zuhause gelernt und war damals der jüngste Meister in Niederbayern und der Oberpfalz. Und dann bin ich daheim eingestiegen mit 22. Ich hab dann zwar auch mal auswärts gearbeitet, in Stuttgart und München, aber war immer mit daheim verbunden. Und 1981 haben wir dann übernommen und uns gedacht: Jetzt pack mas an! Jetzt oder nie …
Luise: Ich hab Bürokauffrau gelernt in Rotthalmünster. Ich war dann noch bei EON und da die Sekretärin vom technischen Betriebsleiter. Da habe ich dann schon viel mit Strom und den Fachbegriffen zu tun gehabt. Das war Zufall, hat aber genau gepasst.
Nadine: Ich habe Schauwerbegestalter gelernt beim Hiendl in Passau und hab da dann noch fünf Jahre gearbeitet nach der Ausbildung. Und 2007 hab ich dann nochmal eine neue Lehre gemacht, was ich eigentlich nicht tun wollte, aber wie mein Papa wurde ich da ein bisschen in die Richtung geschubst. Ich hab dann allerdings auch verkürzt auf eineinhalb Jahre, weil ich sehr gute Noten hatte, und jetzt bin ich Bürokauffrau.
Welche Ereignisse oder Meilensteine haben euer Unternehmen geprägt?
Nadine: Ich denke das war, als wir uns entschieden haben, keine Aufträge in München mehr zu machen. Uns ist klargeworden, dass das nicht das ist, was wir tun wollen – in die Stadt gehen mit viel Personal und auswärts tätig sein. Wir haben gemerkt, dass daheim regional die Arbeit liegen geblieben ist und unsere Kunden von uns nicht mehr so geschätzt worden sind. Da haben wir dann entschieden: Das wollen wir nicht! Wir wollen regional bleiben und dahoam arbeiten. Das war unser Meilenstein, dass wir gesagt haben: Wir fahren nicht mehr weiter als 50 Kilometer – freilich haben wir mal Ausnahmen, aber in der Regel schauen wir, dass wir regional daheim familiäre Sachen machen.
Luise: Und ein weiterer Meilenstein war sicher, als Nadine in den Betrieb miteingestiegen ist. Das war schön, weil das Interesse von ihr gekommen ist. Wir haben nicht gesagt, dass sie heimkommen soll, sie hat sich selber dazu entschieden.
Claus: Das war für mich auch ein Meilenstein, weil ich mir dann gedacht habe: Jetzt musst du mal pushen! Den Jungen musst du es zeigen, also bin ich jung geblieben.
Was ist euere Traumvorstellung für eueren Betrieb?
Nadine: Von der Arbeit her soll es genauso bleiben, wie es ist. Wir haben so viele tolle Kunden. Traumvorstellung wäre für mich: neue Büro- und Geschäftsräume. Natürlich ist das schön, weil es im Moment irgendwie daheim integriert ist. Im Sommer ist dann mal die Haustüre auf, du sitzt dann vielleicht mal am Gartentisch und schaust da deine Rechnungen an, aber wenn man so drüber nachdenkt … Ein neuer Bau, ein neues Geschäft, ein neues Büro, das ist schon eine Wunschvorstellung. Arbeitsmäßig – wie gesagt – haben wir im Moment den Idealzustand.